Di 10.09.2024, 19.30 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner Saal
3. Akademiekonzert
Stefan Schäfer: „Reflections on a Good Morrow“ für Blechbläserensemble und Schlagzeug (Uraufführung) - Ein Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Wolfgang Amadeus Mozart: Serenade c-Moll KV 388 „Nachtmusique“ für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte
Fabian Otten: "Aber wehe, du bist" für Marimba und Streichquintett (Uraufführung) - Ein Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquintett g-Moll KV 516
Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Im 3. Akademiekonzert treffen zwei Uraufführungen auf einen guten Bekannten: Den Anfang macht Stefan Schäfer, Solo-Kontrabassist des Philharmonischen Staatsorchesters, leidenschaftlicher Kammermusiker und Komponist. Sein „Reflections on a Good Morrow“ ist ein Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters. Auf das Neue folgt Bekanntes: Wolfgang Amadeus Mozart und seine „Nachtmusique“. Ein anspruchsvolles Werk, mit dem Mozart – wieder einmal – die Erwartungshaltung seiner Zeit übertraf und eine Kammermusik mit fast symphonischem Gestus komponierte. Wie sehr eigenes Musizieren und Komponieren voneinander profitiert, sich gegenseitig sogar bedingen kann, zeigt Fabian Otten. Der 1. Schlagzeuger und Pauker des Philharmonischen Staatsorchesters studiert seit 2022 im Masterstudiengang Komposition an der HfMT Hamburg und komponiert für dieses Konzert ein Auftragswerk für Streichquintett und Schlagwerk. Das musikalische Schlusswort gehört wieder Mozart, dessen Streichquintette Franz Schubert als „wohlthätige Abrücke eines lichtern bessern Lebens“ galten und der modernen Musikwissenschaft als „seine größte Leistung in der Kammermusik“ (Charles Rosen). Sein Streichquintett g-Moll steht par excellence für Mozarts ganz eigene Tonsprache und die Reinheit und Schönheit der künstlerischen Form.